Strategiewechsel bei Aldi Süd und Aldi Nord:
Die beiden Discounter-Giganten beenden ihren gemeinsamen Nonfood-Onlineshop in Deutschland. Nach übereinstimmenden Berichten, unter anderem der Lebensmittel Zeitung, markiert diese Entscheidung einen tiefgreifenden Einschnitt in der Online-Strategie von Aldi.
Doch was steckt wirklich dahinter? Und wie bewerten Brancheninsider und Verbraucher:innen diesen Schritt?
Was Aldi offiziell sagt: Fokus auf das Kerngeschäft
Die offiziellen Statements betonen vor allem eines: Aldi wolle sich wieder stärker auf das stationäre Geschäft und die bewährte Discount-DNA konzentrieren. Der Online-Nonfood-Verkauf sei nicht profitabel genug gewesen, um ihn langfristig weiterzuführen.
In Zeiten hoher Kosten, schlanker Marge und neuer Herausforderungen im Einzelhandel scheint eine klare Priorisierung nachvollziehbar.
Das Meinungsbild der Branche: Klare Spaltung
Eine von uns letzte Woche initiierte Umfrage mit 251 Teilnehmenden über LinkedIn zeigt:
Die Meinungen sind geteilt – aber fast die Hälfte sieht die Entscheidung kritisch.
Antwortmöglichkeit | Anteil |
Nein, verschenktes Potenzial | 48 % |
Ja, Fokus aufs Kerngeschäft | 25 % |
Ja, da nicht profitabel | 17 % |
Ja, da Kundennachfrage gering | 7 % |
Ja, da Nonfood eh rückläufig | 4 % |
Besonders bemerkenswert:
Fast jede:r Zweite hält die Einstellung für einen Fehler und spricht von verschenktem Potenzial.
Multichannel oder Rückschritt?
In einem zunehmend vernetzten Handel ist der Schritt von Aldi durchaus ein Signal: Während viele Händler versuchen, physische und digitale Welten zu verbinden (Stichwort Multichannel), zieht Aldi sich bewusst aus einem Teil des Onlinegeschäfts zurück.
Fragen, die sich daraus ergeben:
- Verliert Aldi Anschluss an die neuen Shopping-Gewohnheiten der Kund:innen?
- Oder liegt genau darin die Stärke – nämlich sich konsequent auf die eigenen Kernkompetenzen zu konzentrieren?
- Wird der Verzicht auf Online-Nonfood langfristig Kunden kosten oder Stabilität bringen?
Was bedeutet das für den Handel insgesamt?
Der Fall Aldi zeigt: Onlinehandel ist kein Selbstläufer – auch für etablierte Marken nicht.
Erfolgreiches E-Commerce verlangt:
- eine klare Differenzierung,
- starke Logistik,
- und vor allem ein rentables Geschäftsmodell.
Ein reiner “Online-Filialklon” reicht heute nicht mehr aus. Wer nicht effizient skaliert oder die Kundenerwartungen nicht präzise trifft, wird langfristig Probleme haben.
Fazit: Richtige oder riskante Entscheidung?
Aldi setzt auf Konzentration statt Diversifikation.
Ob das Mut oder Risiko ist, wird sich zeigen.
Klar ist aber: In einem Markt, der Flexibilität, Schnelligkeit und kanalübergreifendes Denken verlangt, setzt Aldi auf Fokussierung – während andere auf Verzahnung setzen.
Es bleibt spannend zu beobachten, ob andere Discounter und Händler diesen Kurs übernehmen oder bewusst andere Wege gehen werden.