Marktaustritte gehören im Handel wie Markteintritte von neunen Händler zur Dynamik im Handel. Im Jahr 2024 haben mehrere Einzelhändler in Deutschland Insolvenz angemeldet wie auch im Vorjahr. 2023 war für die etablierten Händler Reno, Goertz. S.Oliver und Peek & Cloppenburg der Weg zum Amtsgericht gegeben. Insgesamt sind alleine 153 Modeunternehmen in die Insolvenz gegangen.[1] Zu den bekanntesten Insolvenzen in 2024 zählen:
Wormland: Die Männer-Modekette mit 11 Standorten stellte im Januar 2024 einen Insolvenzantrag. Gründe waren unter anderem gestiegene Kosten für inflationsbedingte stark angestiegene Miete, Energie, Personal und Logistik. Ende August ist das Insolvenzverfahren nach Übernahme durch L&T abgeschlossen.[2]
The Body Shop Deutschland: Das britische Kosmetikunternehmen meldete Anfang 2024 Insolvenz für seine deutschen Filialen an. Hohe langfristige Mieten, unzureichende Anpassung an die Bedürfnisse junger Kunden und die allgemeine wirtschaftliche Lage wurden als Gründe genannt. Ein Teil der Filialen wurde von neuen Betreibern übernommen, während andere geschlossen wurden.[3]
Galeria Karstadt Kaufhof: Das Warenhausunternehmen meldete erneut Insolvenz an. Zum 31.7.2024 ist das 3. Insolvenzverfahren in nur 4 Jahren mit neuen Eigentümern abgeschlossen. Ursachen waren die anhaltende Konsumzurückhaltung, wenig attraktive Filialen mit Investitionsstau, gestiegene Kosten für Mieten, Services und Logistik und strukturelle Probleme im Einzelhandel.[4]
KaDeWe-Gruppe: Die KaDeWe-Gruppe, zu der neben dem Nobelkaufhaus in Berlin auch das Hamburger Alsterhaus und der Münchner Oberpollinger in bester Innenstadtlage sowie ein Head Office in Berlin gehören, war Anfang des Jahres infolge der Pleitenserie bei der Signa-Gruppe von René Benko in die Insolvenz gerutscht. Mit neu verhandelten Mieten in einem Verfahren in Eigenverwaltung gelang die Weiterführung durch die Central Group ab August 2024.[5]
Hussel mit Arco und Eilles: Die Confiserie-Kette Deutsche Confiserie mit 300 Filialen stellte im Februar 2024 einen Insolvenzantrag nach einem Insolvenzverfahren in 2021. Gründe waren die Auswirkungen der Pandemie, gestiegene Rohstoffpreise und ein verändertes Konsumverhalten.[6] Zum 1.5.2024 übernimmt mit Viba Sweets ein klassischer Mittelständler aus der Süßwarenbranche.[7]
Esprit: Die Modekette meldete im Mai 2024 Insolvenz für ihr Europageschäft an. Ursachen waren unter anderem die anhaltende Konsumzurückhaltung und gestiegene Kosten. Alle 56 deutschen Filialen sollen bis Ende November 2024 geschlossen werden, um vom Weihnachtsgeschäft zu profitieren. Die Markenrecht wurden verkauft.
Depot/ Gries Deco Company: Die Deko-Handelskette mit über 300 Filialen meldete im Juli 2024 ein Insolvenzverfahren in Eigenregie an.[8] Ursachen waren die anhaltende Konsumzurückhaltung, gestiegene Kosten für Mieten, Energie und Personal sowie Störungen in den Lieferketten und Probleme in der Unternehmensführung. Es fehlt ein langfristig tragbares Geschäftsmodell.[9]
Butlers: Der Deko- und Einrichtungshändler stellte im Oktober 2024 erneut einen Insolvenzantrag nach einem bereits erfolgten im Januar 2017[10]. Ursachen waren unter anderem die gestiegenen Rohstoffpreise und ein verändertes Konsumverhalten der Kunden.
Tupperware Deutschland: Der Hersteller von Frischhaltedosen meldete im November 2024 Insolvenz an. Ursachen waren unter anderem die Verschiebung vom Direktvertrieb hin zum klassischen Einzelhandel und finanzielle Schwierigkeiten. Die Vermögenswerte gehen in den USA an die wichtigsten Gläubiger über.[11]
Der Haushaltswarendiscounter Kodi mit 130 Mio. Euro Umsatz musste Ende November unter ein Schutzschirmverfahren schlüpfen. Die eingeleitete Sanierung hat keinen Erfolg gehabt. Die Umsätze und Erträge bleiben 2024 weit hinter den Erwartungen zurück. Auch gehen Kunden:innen an expansive Wettbewerber wie Action, Tedi und Wollworth verloren. Bis 2025 soll den Gläubigern ein Sanierungsplan vorgelegt werden.[12]
Die Hauptgründe für diese Insolvenzen sind vielfältig:
- Gestiegene Betriebskosten: Erhöhte Ausgaben für Mieten, Energie und Personal belasteten die Unternehmen finanziell.
- Verändertes Konsumverhalten: Ein zunehmender Trend zum Online-Shopping in vielen Warengruppen führte zu Umsatzrückgängen im stationären Handel.
- Kaufzurückhaltung der Verbraucher: Inflation und wirtschaftliche Unsicherheiten führten trotz realen Einkommenszuwächsen dazu, dass Verbraucher weniger ausgaben.
- Nachwirkungen der Pandemie: Unterbrochene Lieferketten und veränderte Konsumgewohnheiten beeinträchtigten die Geschäftstätigkeit.
Diese Faktoren haben in Kombination dazu geführt, dass mehrere Einzelhändler in Deutschland im Jahr 2024 Insolvenz anmelden mussten. Von den Insolvenzen sind meist nur Nonfood-Händler betroffen (bis auf Hussel).
Auch im Ausland kam es zu Marktaustritten wie z.B.:
99 Cents Only Stores: Die US-amerikanische Discounterkette mit 371 Filialen meldete im April 2024 Insolvenz an und begann mit der Schließung aller Standorte. Ursachen waren finanzielle Schwierigkeiten, die durch die COVID-19-Pandemie, steigende Inflation und verändertes Konsumverhalten verschärft wurden. [13]
The Body Shop: Die britische Kosmetikkette meldete im Februar 2024 Insolvenz für ihre deutschen, belgischen und dänischen Filialen an und im März zeitlich versetzt in den USA und Canada. Hohe Mieten, unzureichende Anpassung an die Bedürfnisse junger Kunden und die allgemeine wirtschaftliche Lage wurden als Gründe genannt. Ein Teil der Filialen wurde von neuen Betreibern übernommen, während andere geschlossen wurden. [14]
Matchesfashion.com: Die britische E-Commerce-Plattform für Luxusmode meldete im März 2024 Insolvenz an kurz nach der Übernahme durch die Frasers Gruppe. Ursachen waren unter anderem gestiegene Schulden von etwa 42 Millionen Euro und ein verändertes Konsumverhalten, das zu finanziellen Schwierigkeiten führte.[15]
Express, Inc.: Der US-amerikanische Modehändler beantragte im April 2024 Insolvenzschutz nach Chapter 11. Ursachen waren ein Rückgang der Nachfrage nach formeller Kleidung und die Konkurrenz durch den Online-Handel. Im Juni 2024 wurde ein Übernahmeplan genehmigt, der die Schließung von 100 unrentablen Filialen vorsieht.[16]
Big Lots: Die US-amerikanische Einzelhandelskette kündigte im Juli 2024 nach 57 Jahren Tätigkeit die Schließung von 149 Filialen in 28 Bundesstaaten an. Gründe waren Inflation und zunehmender Wettbewerb. Im September 2024 stellte das Unternehmen einen Insolvenzantrag nach Chapter 11 und plant weitere Filialschließungen. Weitere Schließungen bei den 1400 Stores stehen aus.[17]
Rue21: Der US-amerikanische Modehändler meldete im Mai 2024 zum dritten Mal Insolvenz nach 2002 und 2017 an. Alle 540 verbleibenden Filialen sollen innerhalb von vier bis sechs Wochen geschlossen werden. Hauptursachen waren die Konkurrenz durch den Online-Handel und sinkende Kundenfrequenzen in Einkaufszentren.[18]
Mosaic Brands: Der australische Modekonzern, zu dem Marken wie Rivers, Katies und Noni B gehören, meldete im Oktober 2024 Insolvenz an. Ursachen waren unter anderem die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie, gestiegene Betriebskosten und ein verändertes Konsumverhalten. Das Unternehmen plant die Schließung von 200 Filialen und die Einstellung von fünf seiner Marken.[19]
Ted Baker: Die britische Modemarke geriet im März 2024 in finanzielle Schwierigkeiten und stellte einen Insolvenzantrag. Gründe waren unter anderem Managementprobleme, ein Rückgang der Nachfrage und die Konkurrenz durch den Online-Handel. Im August 2024 wurden alle verbleibenden Filialen geschlossen, was den Verlust von rund 500 Arbeitsplätzen zur Folge hatte.[20]
Diese Beispiele verdeutlichen die anhaltenden Herausforderungen, denen internationale Einzelhändler im Jahr 2024 gegenüberstanden, einschließlich veränderten Konsumverhaltens, steigender Betriebskosten und wirtschaftlicher Unsicherheiten.
[1] Vgl. https://www.textilwirtschaft.de/business/news/konkurs-chronologie-diese-modeunternehmen-haben-2023-insolvenz-angemeldet-243085
[2] Vgl. https://www.textilwirtschaft.de/business/news/mit-wirkung-zum-31.-august-wormland-insolvenzverfahren-beendet-246629
[3] Vgl. https://www.lebensmittelzeitung.net/handel/nachrichten/insolventer-kosmetikhaendler-ehemaliger-karstadt-chef-schlaegt-bei-body-shop-zu-179837
[4] Vgl. https://www.lebensmittelzeitung.net/handel/nachrichten/neustart-galeria-schliesst-insolvenzverfahren-ab-179008
[5] Vgl. https://www.capital.de/wirtschaft-politik/kadewe-uebernahme–rund-100-stellen-werden-gestrichen-34917918.html; https://www.rbb24.de/wirtschaft/beitrag/2024/01/kadewe-berlin-insolvenz-capital-signa-holding-benko-immobilie.html; https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/kadewe-berlin-insolvenzantrag-100.html
[6] Vgl. https://www.lebensmittelzeitung.net/industrie/nachrichten/deutsche-confiserie-holding-suesswarenhaendler-arko-hussel-und-eilles-insolvent-175909
[7] Vgl. https://handel-dhbw.de/blogeintrag/konsolidierung-im-confiserie-markt-viba-sweets-kauft-die-wesentlich-groessere-gruppe-hussel-arko-eilles/
[8] Vgl. https://www.lebensmittelzeitung.net/handel/nachrichten/deko-haendler-insolvenz-in-eigenregie-ueber-depot-eroeffnet-180119
[9] Vgl. https://www.lebensmittelzeitung.net/handel/kommentare/kommentar-depot-gewinnt-lediglich-zeit-178855
[10] Vgl. https://www.lebensmittelzeitung.net/handel/nachrichten/Wohndeko-Haendler-Butlers-meldet-Insolvenz-an-127263
[11] Vgl. https://www.lebensmittelzeitung.net/industrie/nachrichten/frischhaltedosenhersteller-tupperware-meldet-auch-in-deutschland-insolvenz-an-181220
[12] Vgl. https://www.lebensmittelzeitung.net/handel/nachrichten/nonfood-discounter-kodi-fluechtet-unter-den-schutzschirm-181233
[13] Vgl. https://www.reuters.com/business/retail-consumer/retailer-99-cents-only-files-bankruptcy-plans-shut-down-2024-04-08/
[14] Vgl. https://www.theguardian.com/business/2024/mar/10/the-body-shop-files-for-bankruptcy-in-the-us-and-canada
[15] Vgl. https://www.textilwirtschaft.de/suche/schlagworte/Matchesfashion/
[16] Vgl. https://www.cnbc.com/2024/04/22/express-files-for-bankruptcy-plans-to-close-nearly-100-stores.html
[17] Vgl. https://edition.cnn.com/2024/09/09/business/big-lots-chapter-11-bankruptcy/index.html
[18] Vgl. https://www.retaildive.com/news/rue21-bankruptcy-close-all-stores/715096/#:~:text=Rue21%20on%20Thursday%20filed%20for,stores%2C%20according%20to%20court%20documents.
[19] Vgl. https://www.forbes.com.au/news/investing/australian-fashion-retailer-mosaic-brands-collapses/
[20] Vgl. https://retail-news.de/nodl-insolvenz-uk-stores-ted-baker-schliessen/