Die Preise für Butter haben ein neues Rekordhoch erreicht. Ein 250-Gramm-Päckchen Deutsche Markenbutter kostet aktuell bei Aldi 2,39 Euro. Was sind die Ursachen für diesen Preissprung?
Der Butterpreis klettert und klettert. Seit heute liegt das 250-g-Päckchen Deutsche Markenbutter für 2,39 Euro im Kühlregal von Aldi Süd und Aldi Nord[1]. Damit ist der alte Rekordpreis von Dezember 2022 um 10 Cent übertroffen. Mit dem Schritt war in der Branche bereits seit einigen Wochen gerechnet worden. In der Regel folgen die Wettbewerber dem Preis, den Aldi setzt. Marken wie Kerrygold, Meggle oder Weihenstephan liegen inzwischen bei 3,39 bis 3,49 Euro pro 250 Gramm. Der Oktober-Aufschlag ist die achte Preiserhöhung innerhalb eines Jahres. Im August 2023 kostete das Päckchen noch 1,39 Euro.
Eine der Hauptursachen für diesen Anstieg ist der sinkende Fettgehalt in der Rohmilch. Der Fettanteil in der Milch liegt derzeit bei rund 4,10 Prozent, was zu einer Verteuerung der Produktion von Butter führt. Die Experten rätseln noch nach den Gründen. Bereist seit Februar liegt der Milchfettgehalt unter dem Vorjahr.[2]
Gleichzeitig sinkt die Milchanlieferung, wodurch weniger Rohstoff für die Herstellung von Butter zur Verfügung steht. Ein weiterer Grund auf der Angebotsseite ist ein Rückgang bei den Milchkühen durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft. Die Zahl der Milchkühe geht seit 2014 zurück, so auch 2023. Sie sank im Vergleich zum Vorjahr um 2,5 Prozent auf 3,7 Mio. Tiere. Rückläufig ist auch die Zahl milchkuhhaltender Betriebe. Sie sank um mehr als 4 Prozent auf 50.581. Die durchschnittliche Milchleistung pro Kuh und Jahr erhöhte sich von 8504 auf 8780 kg und wirkt diesem Negativtrend entgegen.[3]
Auf der Angebotsseite sind auch die Veränderungen bei den Ex- und Importen im EU-Binnenmarkt zu beachten. Die Exporte stiegen um mehr als 4,2 Prozent, gleichzeitig sanken die Importe um mehr als 10 Prozent. Die Käseherstellung stieg von 2,64 Mio. auf 2,66 Mio. t. Die Käse-Exporte erreichten mit 1,41 Mio. t. den höchsten Wert seit 1992 und machen damit mehr als die Hälfte der Inlandsproduktion aus.[4]
Die Folge sind deutlich höhere Rahmpreise, die auch auf andere Produkte wie Sahne oder Käse durchschlagen werden.
Woran liegt das, dass auch die globalen Milchpreise so stark steigen?
Die Hauptgründe sind einerseits die sinkende Produktion in wichtigen Erzeugerländern wie Neuseeland und der EU und andererseits die wachsende Nachfrage aus Asien. Zusätzlich spielen die hohen Energiekosten, die durch die aktuellen geopolitischen Krisen verursacht werden, eine Rolle. Die Ukraine-Krise hat beispielsweise die Energie- und Futterkosten in die Höhe getrieben, was sich auf die gesamten Produktionskosten von Milch und Milchprodukten niederschlägt.
Das klingt nach einem erheblichen Einfluss auf die Verbraucher. Wie reagieren diese auf die stark gestiegenen Butterpreise?
Die Menschen in Deutschland konsumieren weniger Milch, Käse und Butter. Wie im Vorjahr sank der Pro-Kopf-Verbrauch im vergangenen Jahr, wie aus vorläufigen Zahlen hervorgeht, die die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung veröffentlichte. Gründe könnten laut Behörde die nur langsam sinkenden Preise für Milch und Milchprodukte und der zunehmende Absatz pflanzlicher Milchalternativen sein.
Der Verbrauch von Konsummilch ging demnach um knapp ein Prozent auf etwas weniger als 46 kg pro Kopf zurück. Die Herstellung sank im Vergleich zum Vorjahr um knapp ein Prozent auf rund 4,2 Mio. t. Rückläufig war auch der Pro-Kopf-Verbrauch von Käse, der um 816 g auf 23,8 kg sank (minus 3,3 Prozent). Deutsche Haushalte haben bereits im vergangenen Jahr 14 Prozent weniger Butter konsumiert, und der Rückgang könnte sich fortsetzen. Weniger verbraucht wurden Butter, Milchfett- und Milchstreichfetterzeugnisse. Der Verbrauch pro Person fiel um 1,4 Prozent auf 5,6 kg. Die Herstellung legte um 1,8 Prozent auf 481.000 t zu.[5]
Viele Verbraucher suchen mittlerweile nach Alternativen. Mischstreichfette, die aus Butter und Rapsöl bestehen, sind eine beliebte und günstigere Alternative. Interessanterweise ist jedoch auch der Preis für diese Produkte gestiegen, wenngleich nicht so stark wie bei reiner Butter. Zum Beispiel ist das Mischstreichfett Milsani Streichfein bei Aldi im Oktober 2023 nur um 10 Cent teurer geworden und liegt jetzt bei 2,19 Euro, was im Vergleich zu Butter immer noch günstiger ist.
Gibt es noch andere Auswirkungen auf das Verbraucherverhalten, die man beobachten konnte?
Ja, wir sehen, dass sich das Angebot an Aktionen für Butterprodukte in den Supermärkten verringert hat. Laut einer Auswertung der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) ist die Zahl der Sonderaktionen für Butter in den letzten acht Wochen um etwa 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Das bedeutet, dass die Verbraucher weniger häufig auf Sonderangebote zurückgreifen können, um Butter günstiger zu kaufen. Dies könnte den Absatz weiter drosseln.[6] Bei den Angeboten gibt es die Kerry Gold in der Woche bis zum 25.10.24 bei der REWE für 1,99 Euro,[7] bei Lidl für 2,22 Euro.[8]
Das klingt nach einer angespannten Marktlage. Gibt es denn eine Möglichkeit, dass sich die Butterpreise wieder normalisieren?
Wir rechnen damit, dass die Preise weiterhin auf hohem Niveau bleiben werden, möglicherweise sogar weiter steigen. Vor allem in der Weihnachtszeit, in der traditionell mehr Butter nachgefragt wird, könnten die Preise noch einmal einen Sprung machen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Rahm- und Milchfettpreise in den kommenden Monaten entwickeln. Die Prognosen deuten jedoch darauf hin, dass wir erst im nächsten Jahr mit einer möglichen Entspannung rechnen können, sofern die Milchanlieferung sich erholt und die Energiepreise stabiler werden.
Viele Experten gehen davon aus, dass die Preise bis Weihnachten weiter steigen könnten, vor allem weil in dieser Zeit häufig längerfristige Kontrakte zwischen Molkereien und Einzelhändlern abgeschlossen werden. Diese Kontrakte dauern oft acht Wochen, anstatt der üblichen vier Wochen. Markenbutter wie Kerrygold oder Meggle könnte dann bis zu 4 Euro pro 250-Gramm-Päckchen kosten.
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die Ausbreitung der Blauzungenkrankheit bei Milchkühen, die sich negativ auf die Milchanlieferung auswirken könnte. Sie soll bei einigen Molkereien bereits zu spürbaren Fehlmengen geführt haben.[9]
Und nicht zu vergessen: Der globale Milchmarkt bleibt ebenfalls angespannt. Die Preise für Milchprodukte sind weltweit gestiegen, was auch Auswirkungen auf die deutsche Marktsituation hat.
Wie sieht es mit den Preissteigerungen bei anderen Lebensmitteln aus?
Im Juli 2024 waren Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Schnitt mehr als 32 Prozent teurer als vor vier Jahren. Dafür gibt es zahlreiche Ursachen wie die Auswirkungen der Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg, den Klimawandel sowie steigende Kosten für Rohstoffe, Energie und Personal.
Für eine Flasche Olivenöl mussten Verbraucher im Juli mehr als doppelt so viel zahlen wie vor vier Jahren. “Wichtigster Grund ist der Einbruch der Produktion im wichtigsten Erzeugerland Spanien im Wirtschaftsjahr 2022/23”. In der aktuellen Erntesaison habe es nur eine geringe Erholung gegeben. Ursache seien schlechte Ernten aufgrund von Dürren.
Wie ist die jüngere Entwicklung? Können Verbraucher sich Hoffnungen machen, dass das Einkaufen wieder günstiger wird?
Immerhin gibt es in einigen Warengruppen auch Preisrückgänge: Für einige Lebensmittel mussten Verbraucher im September 2024 nicht mehr so tief in die Tasche greifen wie noch zwölf Monate zuvor. Die größten Preisrückgänge gab es bei Trockengemüse (-2,1), Kartoffeln (-6,8), tiefgefrorenem Obst (-10,1), Zitrusfrüchten (-9,3), Sonnenblumenöl und Rapsöl (-7,3) sowie Mehl (-7,5%). Die genannten Produkte haben jedoch eines gemeinsam: Sie sind teurer als im Jahr 2020, teilweise sogar deutlich.
Zuletzt verteuerten sich Lebensmittel insgesamt im Vergleich zum Vormonat mit 2,1 Prozent nur noch geringfügig. Das heißt jedoch auch: Der Anstieg setzt sich fort, nachdem die Preise in den vergangenen Jahren in vielen Fällen bereits kräftig in die Höhe gegangen sind.[10]
Dürren und Starkregen als Folge des Klimawandels haben demnach einen wachsenden Einfluss auf die Lebensmittelpreise. Wir werden uns auf volatilere Warenangebote und in der Folge auch Preise gewöhnen müssen. Wie bei der Butter, im September 2023 lagen die Preise noch um 29% niedriger als im Vorjahreszeitraum, heute liegen diese wiederum um 29,3% höher.[11]
[1] Vgl. https://www.aldi-sued.de/de/p.milsani-deutsche-markenbutter–g.490000000000002600.html
[2] Vgl. https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/preis-fuer-butter-steigt-immer-weiter-es-ist-zu-wenig-fett-in-der-milch-das-sind-die-gruende,UNJSKyB
[3] Vgl. https://www.ble.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2024/240412_Milchbilanz.html
[4] Vgl. https://www.ble.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2024/240412_Milchbilanz.html
[5] Vgl. https://www.ble.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2024/240412_Milchbilanz.html
[6] Vgl. https://www.lebensmittelzeitung.net/industrie/nachrichten/butterpreise-fettmarkt-droht-ueberhitzung-179708
[7] Vgl. https://www.rewe.de/angebote/heilbronn/840190/rewe-markt-etzelstr-38/?ecid=pla_google_vs_nonbr_rewe%7Cak%7Cenga%7Cn%7Clia-ak_kuehlung_lia_1590770064_146961071922_pid%3A4529316-LO_ch%3Alocal_nn_d%3Ac#4529316
[8] Vgl. https://www.marktguru.de/rb/lidl/kerrygold
[9] Vgl. https://www.lebensmittelzeitung.net/industrie/nachrichten/butterpreise-fettmarkt-droht-ueberhitzung-179708
[10] Vgl. https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Preise/Verbraucherpreisindex/Tabellen/sonderauswertung-nahrungsmittel.html
[11] Vgl. https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Preise/Verbraucherpreisindex/Tabellen/sonderauswertung-nahrungsmittel.html