Handels

Die Inflation zieht sich durch das ganze Sortiment bei FMCGs, auch bei dm

von Prof. Dr. Carsten Kortum
18.12.2024

Auch wenn derzeit etwas Ruhe bei den Preisen für Food und NearFood eingetreten ist und wir sogar einige Preisrückgänge beobachten können, sind wir von den Preisen vor den exogenen Schocks weit entfernt. Inflation is back nach vielen ruhigen Jahren. Die Inflation ist im November wieder leicht angestiegen von 2,0% im Oktober auf jetzt 2,2% insgesamt im Warenkorb mit 700 Güterarten und um 2,2% bei Lebensmitteln.[1]

Sehr gut beobachten lässt sich diese Entwicklung einer niedrigen Inflationsrate nach den hohen Sprüngen der letzten Jahre  bei dm-drogerie markt Deutschland, hier wird bei jedem Preisschild angezeigt wann die letzte Erhöhung war. Es gibt wie auf der Fotocollage nur wenige Produkte im Store, die mehr als 5 oder sogar 10 Jahre nicht erhöht wurden. Die meisten Preissteigerungen kommen aus den Jahren 2022, 2023 und auch noch 2024.

Dm gibt den Kunden:innen durch die Angabe des Datums Vertrauen in die Preise. Auf das Preisvertrauen zahlen Preistransparenz, Preissicherheit und Preiszuverlässigkeit ein. Bei Vertrauen ist die Kundenbindung intensiver. Zusammen mit der Preiszufriedenheit führt Preisvertrauen zu einem positiven Preisimage. Bei Preisvertrauen erwarten die Kunden:innen, dass sich ein Händler, wie in diesem Beispiel dm, nicht opportunistisch verhält.[2]

Händler reagieren in Inflationszeiten durchaus sehr unterschiedlich mit:

  •  strikter Kostenkontrolle
  •  Less noble Aktivitäten wie shrinkflation, skimpflation und greedflation
  • kundenorientierung mir Support wie Loyalitätsprogramme, Sortimentsinnovation und Preisgarantien sowie weiterhin Preisvertrauen wie bei dm-drogerie markt Deutschland.
Bild2
Effekte der Inflation auf das Handelsökosystem im Überblick. [3]

Dm zeigt am Regal das Datum der letzten Preiserhöhung bzw. Einlistung bei neuen Artikeln. Wie wäre es denn mal mit der Zusatzinformation zuletzt im Preis gesenkt? Das wäre doch auch eine nützliche Info. Es gibt natürlich in Inflationszeiten nicht so viele Produkte.

Der Gesetzgeber fordert jetzt zumindest den besten Preis der letzten 30 Tage als Referenz für eine Preisgegenüberstellung bei Promotions.

Wie hat der Handel auf dieses Gesetz reagiert? Es wird verzichtet auf eine Preisgegenüberstellung (nur Kennzeichnung als Sonderpreis) oder es wird bei Markenprodukten als Referenz der UVP genommen. Letzteres ist bei Eigenmarken jedoch nicht möglich.

Egal in welche Richtung es geht, die Zusatzinfos zum Datum der Preisänderungen sind durchweg relevant für die Kaufentscheidung. Ich setze da eher nicht auf Regulierungen, sondern Freiwilligkeit, wie bei dm-drogerie markt Deutschland. So kann auch margenschonend auf Preisreduzierungen verzichtet und Preisvertrauen aufgebaut werden. Durch die Preispolitik wird eine auf die Unternehmensziele abgestimmte Kundenbindung möglich.

[1] Vgl. https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Preise/Verbraucherpreisindex/_inhalt.html

[2] Vgl. DILLER, Hermann; IVENS, Björn Sven. Kundenbindung durch Preispolitik. Univ. Erlangen-Nürnberg, Lehrstuhl für Marketing, 2007.

[3] Vgl. Marnik G. Dekimpe, Harald J. van Heerde,; Retailing in times of soaring inflation: What we know, what we don’t know, and a research agenda, Journal of Retailing, Volume 99, Issue 3, 2023, Pages 322-336; https://doi.org/10.1016/j.jretai.2023.07.002

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