Heute möchte ich mit euch eine echte Handelszeitreise unternehmen – zurück ins Jahr 1977 (ich war 9 und durfte in der Schlange von der Mopro bis zur Kasse den Einkaufswagen nach vorne schieben), als diese beeindruckende ALDI Nord Group-Preisinformation die Haushalte erreichte.
👉 Karlsquell Malzbier: 6 Flaschen à 0,33 l für 2,70 DM – ein „Qualitätsbeweis in allen Aldi-Märkten“ (und zum Probieren).
👉 Waschmittel-Ikonen wie Omo und Super-Luzi zum Preis, für den wir heute nicht mal mehr einen Coffee-to-go bekommen.
👉 Und die Flaschen Ketchup für 0,79 DM – fast schon ein Statement für effizientes Pricing und kompromisslose Kalkulation.
💡 Die Besonderheiten dieser Anzeige:
✅ Preise in D-Mark mit Pfennig-genauer Ausweisung – Preistransparenz war schon damals ein Markenzeichen, es fehlen auch Promotionen, ALDI Nord Group hatte damals nur Dauerniedrigpreise.
✅ Das Sortiment: Von Zahncreme bis Zitronenrolle – ALDI bot schon damals „Fast-Alles-für-den-Alltag“ in einfacher Sortimentsbreite mit wenig Tiefe.
✅ Keine Hochglanzfotos, keine Social-Media-tauglichen Layouts – nur klare Botschaften in schnörkellosem Schwarz-Weiß.
📈 Wie fällt der Vergleich zur Werbung von ALDI heute aus:
Damals:
Preis statt Inszenierung.
Fokus auf Grundversorgung und Preis-Leistungs-Verhältnis.
Reine Textanzeigen (es wird genau ein Artikel abgebildet) ohne Visual Storytelling.
Heute:
Emotionalisierung durch Storytelling („Einfach ist mehr“, „Gutes für alle“).
Nachhaltigkeit und Bio als Selbstverständlichkeit im Angebotsmix.
Omnichannel-Ansprache: Print, Social Media, App, Web, Instore-Screens.
Digitale Handzettel statt Papierflut – und Preise natürlich in Euro (wenn auch gefühlt oft doppelt so hoch 😉).
😂 Was wäre, wenn ALDI Nord Group 1977 schon Social Media gehabt hätte?
„Hashtag#KarlsquellChallenge – Poste ein Foto mit deinem 2,70-DM-Malzbier und gewinne eine Kiste Waschmittel Super-Luzi!“
💬 Was lernt der Lebensmittelhandel daraus?
👉 Preiskommunikation bleibt ein zentrales Instrument des LEH.
👉 Auch fast 50 Jahre später sind Einfachheit und klare Botschaften oft wirksamer als jeder Hochglanz-Spot.
👉 Der „Preisanker“ (ja, ich spreche von Reference Pricing 😉) war schon damals das Fundament des Discount-Prinzips.
📌 Was verbindet uns heute mit 1977?
Der Wunsch der Kund:innen nach fairen Preisen, nachvollziehbaren Angeboten und Vertrauen in den Händler (zeigte sich auch wieder in den letzten Wochen mit den Preissenkungen). Nur die Plattformen, auf denen wir das kommunizieren, haben sich geändert.
Handels

Ein Blick zurück: Als das Karlsquell Malzbier noch 2,70 DM kostete…
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