Suche
Close this search box.

Handels

Gibt es im Handel noch Artikel mit 95 Prozent Handelsmarge?

von Prof. Dr. Carsten Kortum
12.08.2024

Yes, da wo die Preissensitivität eine andere ist als im Supermarkt mit dem Einkauf von FMCGs.

In Spa auf dem Belgian Grand Prix der Formula 1 gibt es sehr viele Shops mit Merchandising. Diese sind sehr gut frequentiert. In den Rennpausen gab es oft Zugangsbeschränkungen.

Die Caps von McLaren Racing kosten hier glatte 70.- Euro. Es werden nur runde Preise auf allen Produkten verwendet. Die Preisoptik und -darstellung ist relativ nüchtern gehalten.

Bei Amazon gibt es die Caps ähnlich für 30,90 Euro. Die identische Cap ergänzt mit der Nummer von Lando Norris 49,99[1]. Es liegt hier somit eine sehr gute Form der räumlichen, zeitlichen und leistungsbezogen Preisdifferenzierung in Kombination vor.[2] Hier wir die Konsumentenrente sehr gut abgeschöpft. Eine Trennung der Kunden nach Preisbereitschaft (Fencing[3]) ist in Spa nicht nötig. Alle zahlen die 70.- Euro. Der Preis wird hier zu einem eigene Qualitätsmerkmal und unterstützt Status und Prestige.[4] Interessant wäre hier in der Rennumgebung die Preis-Absatz-Funktion zu bestimmen mit Preisschwellen, ab denen die Caps dann vielleicht doch zu teuer sind.

Bei Temu gibt es keine Caps von McLaren Racing, dafür aber von Pirelli. Diese kosten dann 2,07 Euro am 29.7.. Hoffentlich ist bei dieser Cap (,,Atmungsaktiver Sonnen-Hut für Outdoor Sport und Freizeit’‘) die Lizenz bezahlt. Am 31.7. kostete die Cap schon 3,50 Euro.[5]

Wenn wir davon ausgehend von Herstellungskosten weit unter 2.- Euro ausgehen gibt es noch Handelsmargen von über 95 Prozent wenn die Zahlungsbereitschaft entsprechend ist. Wie in Spa mit Benzin in der Luft und über 100 db Lautstärke. Mit 300.000 potenziellen Kunden:innen. Im Supermarkt oder Discounter vor dem Systemtisch von Wanzl Group mag das nicht so gelingen.

Da die meisten Besucher für die Tickets und Anreise schon vor dem Kauf der Cap hohe Beträge ausgegeben haben, ist die Preissensitivität bei Verbundprodukten, die vom Wert her viel geringer liegen wesentlich höher als beim Einzelkauf. In der Preispolitik wird hier von der „Psychophysik der Preisbereitschaft“ gesprochen. Je teurer unmittelbar vorher getätigte Käufe sind, desto höher ist die Bereitschaft einen Bedarf teurer zu decken.[6]

Einzelne Artikel mögen hohe Handelsmargen erzielen. Wie sieht es aber mit ganzen Sortimenten aus im Handel?
Bijou Brigitte schaffte im Geschäftsjahr 2023 immerhin 77,9 Prozent auf das gesamte Sortiment. Chapeau. Geht schon in die Richtung.[7]

Zalando liegt bei 38,2% in Q1/2024 schon wesentlich niedriger.[8]

Und der weltgrößte Händler Walmart liegt noch viel niedriger bei nur noch 23,7%.[9]

Hier noch einmal die Infos zur Berechnung der Gross-Margin/Handelsmarge:

Gross Margin Definition:

Gross Margin (Bruttomarge) ist der Unterschied zwischen dem Verkaufspreis eines Produkts und den direkten Kosten, die mit der Herstellung oder dem Erwerb des Produkts verbunden sind.

Sie wird oft als Prozentsatz des Verkaufspreises ausgedrückt und zeigt, wie viel von den Verkaufserlösen nach Abzug der direkten Kosten übrig bleibt, um die Betriebskosten zu decken und Gewinn zu erzielen.

Formel zur Berechnung der Gross Margin: Gross Margin=Verkaufspreis−EinkaufspreisVerkaufspreis×100\text{Gross Margin} = \frac{\text{Verkaufspreis} – \text{Einkaufspreis}}{\text{Verkaufspreis}} \times 100Gross Margin=VerkaufspreisVerkaufspreis−Einkaufspreis×100

Nun erstelle ich eine einfache Beispielgrafik, die die Gross Margin im Einzelhandel veranschaulicht.

Angenommen, wir haben die folgenden Daten:

Verkaufspreis: 100 Euro

Einkaufspreis: 60 Euro

Dann berechnet sich die Gross Margin wie folgt: Gross Margin=100−60100×100=40%\text{Gross Margin} = \frac{100 – 60}{100} \times 100 = 40\%Gross Margin=100100−60×100=40%

[1] Vgl. https://www.amazon.de/New-Era-McLaren-9Fifty-Snapback/dp/B0CD9LJCS5

[2] Vgl. Ahlert /Kenning, 2007, S.268

[3] Vgl. Simon, 2013; S.210f.

[4] Vgl. Simon, 2013, S.83f.

[5] https://www.temu.com/de/atmungsaktiver-herren-sonnenhut-aus-polyester-fur-outdoor-sport-und-freizeit-maschinenwaschbar-g-601099599949565.html?_oak_mp_inf=EP3dhMGm1ogBGiA1NTJlMjEzMGNjNDA0MTg1YWRmNjEwMGYwMDQ2YTE5ZiCL0%2FLAkDI%3D&top_gallery_url=https%3A%2F%2Fimg.kwcdn.com%2Fproduct%2Fopen%2F2024-06-25%2F1719297066124-88960c02200645a883e868385443b6c8-goods.jpeg&spec_gallery_id=4259998143&refer_page_sn=10009&refer_source=0&freesia_scene=2&_oak_freesia_scene=2&_oak_rec_ext_1=MzU5&search_key=pirelli%20cap&refer_page_el_sn=200049&_x_sessn_id=96vf2ldjk8&refer_page_name=search_result&refer_page_id=10009_1722417982534_4c78m8h0uw

[6] Vgl. Jungermann, 2003

[7] Vgl. https://group.bijou-brigitte.com/investor-relations/mitteilungen/ad-hoc-mitteilungen/q1-zahlen-2024-bijou-brigitte-verzeichnet-einen-konzernumsatz-von-67-mio-eur/

[8] Vgl. https://corporate.zalando.com/de/investor-relations/finanzberichterstattung

[9] Vgl. https://corporate.walmart.com/content/dam/corporate/documents/newsroom/2024/04/25/walmart-releases-2024-annual-report-and-proxy-statement/walmart-inc-2024-annual-report.pdf

Die neusten Studien

Band21 Shadow

Band 21

Kriterien der Einkaufsstättenwahl in der DIY-Branche. Eine empirische Untersuchung zum Konsumentenverhalten in der Baumarktbranche.

Maximilian Timm, Carsten Kortum

Oktober 2023

Band20 Shadow

Band 20

Kundenreaktion auf Out-of-Stock von Food- und Nonfood- Aktionsartikeln bei verschiedenen Betriebstypen im Lebensmitteleinzelhandel

Marcel Gimmy, Prof. Dr. Carsten Kortum

Mai 2023

Titel Band 19 Homepage Neu

Band 19

Klimaneutralität im deutschen LEH
Diskussionsbeitrag auf Basis von acht Experteninterviews

Alesia Kehl, Stephan Rüschen

November 2022

Die neusten Whitepaper

Nr. 31
Chancen und Herausforderungen von Licensing im Handel – eine empirische Analyse der Einschätzungen von Entscheidern
Carsten Kortum, Tassilo Zimmermann
Juni 2024
Nr. 30
Markenbekanntheit und Markenrelevanz von Hersteller- und Eigenmarken bei der Kaufentscheidung im LEH – eine empirische Analyse
Carsten Leo Demming, Carsten Kortum
Mai 2024
Nr. 29
Kernaussagen des Retail Innovation Days Special 2023: ‘Smart Stores 24/7 – Autonom in die Zukunft?’
Stephan Rüschen, Julia Schumacher
März 2024

Die neusten Blogbeiträge

FulfillmentKonzept „20four7 pickup“

von Josua Lahr, Lorenz Wessel, Felix Wörndl, Eslem Zor

Entwicklung eines Fullfillment-Konzepts für den deutschen e-Food-Markt

von Samira Hotz, Anna Kölbl, Gloria Lehmann, Mara Wieland

Breuninger stellt sich selbst nach 140 Jahren Historie ins Schaufenster

von Prof. Dr. Carsten Kortum

Zukunft des E-Food Marktes in Deutschland: Ein transformierendes Konzept

von Pauline Kucharzik, Sarah Boley, Victoria Wambolt, Alicia Kohler

CLIBO – ein neuer Standard im e-Food-Markt?

von Sara Ettingshausen, Tom Fischer, Maximilian Haak, Lukas Römer