Ceconomy bestätigt, sich in „fortgeschrittenen Verhandlungen“ mit JD.com über ein öffentliches Übernahmeangebot zu befinden.
JD.com zieht ein Barangebot von 4,60 € je Stammaktie in Betracht – ein Aufschlag von etwa 7 % bis 23 % gegenüber dem jüngsten Kurs (4,29 € bzw. 3,75 €). Es existieren bislang keine rechtlich verbindlichen Vereinbarungen; es ist offen, ob und wann ein offizielles Angebot unterbreitet wird.
Ceconomy betreibt über 1 000 Filialen in Europa unter MediaMarkt und Saturn (hier wird gerade umgeflaggt), beschäftigt etwa 50 000 Mitarbeitende und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von rund 22 Mrd. €. Größter Aktionär ist die Kellerhals-Familie mit etwa 29 % über Converta. Weitere Großaktionäre sind u. a. Haniel, Meridian, Freenet, Beisheim – und ca. 36 % Freefloat.
Für JD.com wäre Ceconomy das Sprungbrett in einen der größten Elektronik-Einzelhandelsmärkte Europas: rund 1 000 stationäre Läden plus starke Online-Präsenz (Umsatzverteilung ca. ¾ zu ¼) – ein guter Komplementär zum bestehenden chinesischen E-Commerce-Geschäft. Die Kombination von Ceconomys Filialnetz mit JDs Logistikerfahrung (Roboter, Auslieferung, schnelle Zustellung) könnte eine Omnichannel-Stärke erzeugen, um gegenüber Amazon, MediaMarkt-Saturn-Konkurrenz und anderen zu punkten. Der CEO von JD.com möchte über 1 000 chinesische Marken nach Europa bringen, hier wäre der Absatzkanal.
Der potenzielle Deal (bei einer Marktkapitalisierung von nur etwa 2,6 Mrd. USD) sieht günstig aus. JD.com verfügt über hohe Liquidität und dürfte ein Offensivbündnis für Wachstum, Zugang und Synergien anstreben.
Entscheidend sind folgende Punkte:
👉 Das Veto der Kellerhals-Familie (fast 30 %) wird entscheidend sein. Ohne deren Zustimmung würde ein öffentliches Angebot wahrscheinlich scheitern – ebenso bleibt die Meinung anderer Großaktionäre abzuwarten.
👉 Mögliche kartell- und außenpolitische Prüfungen stehen noch aus – besonders vor dem Hintergrund europäisch-chinesischer Spannungen im Tech-/Handelsbereich.
👉 Das Angebot von 4,60 € ist über dem Kurs vor der Ankündigung – aber nicht unbedingt eine hohe Prämie; Aktionäre könnten höhere Bewertung fordern, je nach Zukunftsaussichten.
👉 JD.com hat kaum Erfahrung mit stationärem Einzelhandel außerhalb Chinas; kulturelle und operative Integration könnte kostspielig und zeitaufwändig sein.
👉 Ceconomy hat zuletzt nur ein leicht positives Ergebnis erzielt (375 Mio. Euro im GJ 2024/2025) – JD muss Transformationskraft zeigen, um zukünftig Rendite zu generieren.
🌐 Meine Gesamt-Einschätzung:
JD.com strebt den Aufbau einer europäischen Omnichannel-Plattform an und könnte mit einer Akquisition von Ceconomy einen erheblichen Markteintritt realisieren. Das scheint strategisch durchdacht. Aber es gibt Hürden. Und es gab bereits Gespräche in 2023, ohne Ergebnis. Derzeit ist der Markt skeptisch. Der Kurs am 28.7.25 liegt mit 4,13 Euro noch weit unter dem genannten Angebot.
Also wieder viel Rauch und kein Feuer?