Die Q&A Insights Europe BV teilt auf ihrer Internet-Seite mit, dass der Award HÄNDLER DES JAHRES in Deutschland eingestellt wird. Wer wird darüber traurig?
Die Auszeichnung wurde seit über zehn Jahren jährlich in 33 Handelsbranchen (2021/2022) durchgeführt und im LEH haben die Seriensieger Lidl (13x in Folge) im Discount und Kaufland (10x in Folge) bei den Supermärkten die Auszeichnung intensiv in ihrer Kundenkommunikation genutzt.
Die Kritik an der Methodik ist vielschichtig
(1) Beteiligung: Die Teilnahme von über 67.000 Bewertungen scheint eine sehr hohe Beteiligung und Stichprobe zu suggerieren. Jedoch verteilt sich diese auf 33 Handelsbranchen und 156 Unternehmen, so dass im Ø nur ca. 430 Bewertungen pro Unternehmen von Kund:innen gegeben wurden. Von den 67.000 Bewertungen hat alleine Lidl 27.700 und Kaufland 4.709 Bewertungen erhalten.
(2) Limitierte Anzahl an Unternehmen: Da nur ein Händler mit 380 Votings für einen Award nominiert werden konnte, konnten in 2021/2022 in der Branche Supermarkt nur Kaufland, Rewe oder Edeka gewinnen. Die Vielfalt an unterschiedlichen Supermarktketten ist in Deutschland jedoch deutlich höher (Globus, Famila, tegut, Hit, Combi, Marktkauf etc.).
(3) Repräsentativität: HÄNDLER DES JAHERS nutzte ein offenes Online Voting, d.h. jeder konnte über www.haendlerdesjahres.de mitmachen. Die Repräsentativität ist somit für den Anbieter nicht zu gewährleisten bzw. zu überprüfen. Die Bewertungen hätten sogar ‚von außen‘ beeinflusst oder gar manipuliert werden können.
(4) Unzulässiger Korrekturfaktor: HÄNDLER DES JAHRES hat die Ergebnisse (Summe gewichteter Bewertungen von mehreren Einkaufskriterien) um einen Korrekturfaktor nach unten korrigiert. Die Höhe der Korrektur wurde in Abhängigkeit von der Anzahl Teilnehmer*innen durchgeführt. Je mehr Stimmen also für einen Händler abgeben wurden, umso geringer war der Korrekturfaktor. Eine einseitige Verschlechterung des Gesamtergebnis nach unten ist jedoch statistisch betrachtet falsch. Diese führte sogar 2020/2021 dazu, dass ohne diesen unzulässigen Korrekturfaktor in den Segmenten Discount und Supermarkt andere Unternehmen gewonnen hätten.
(5) Stichprobe: Der HÄNDLER DES JAHRES hat auch einen Sieger gekürt, wenn der Unterschied in den Bewertungen nur sehr gering war. Der Statistiker hätte eine Fehlertoleranz aufgrund der Stichprobe zumindest transparent gemacht und hätte bei geringer Abweichung keinen Sieger gekürt.
(6) Fehlende Transparenz: Die Detailergebnisse konnten Kund:innen nicht einsehen, da diese nur nach Bezahlung zugänglich waren.
Ich bin nicht traurig, dass HÄNDLER DES JAHRES seinen Betrieb eingestellt hat. Die Seriensieger Lidl und Kaufland wahrscheinlich schon.