In der heutigen Zeit, in der Nachhaltigkeit und Umweltschutz immer wichtiger werden, gewinnen alternative Verpackungsmaterialien zunehmend an Bedeutung. Traditionelle Verpackungen aus Holzfrischfasern werden durch innovative und umweltfreundliche Alternativen ersetzt. Dieser Blogbeitrag beleuchtet die wissenschaftlichen Aspekte und Vorteile einiger der vielversprechendsten Materialien sowie die aktuellen und künftigen Gesetzgebungen.
Warum nachhaltige Verpackungsmaterialien wichtig sind
Die Bedeutung nachhaltiger Verpackungsmaterialien lässt sich aus mehreren Perspektiven betrachten:
- Umweltschutz: Traditionelle Verpackungen, insbesondere solche aus Kunststoff, tragen erheblich zur Umweltverschmutzung bei. Plastikmüll verschmutzt die Ozeane und gefährdet die Meereslebewesen. Experten warnen, dass bis 2050 mehr Plastik im Meer schwimmen könnte als Fische. Nachhaltige Verpackungen helfen, diese Umweltbelastung zu reduzieren.
- Ressourcenschonung: Nachhaltige Materialien wie Silphie-Fasern, Bagasse und Hanf sind schnell nachwachsend und benötigen weniger Ressourcen für ihre Herstellung. Dies trägt zur Schonung natürlicher Ressourcen und zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks bei.
- Kreislaufwirtschaft: Nachhaltige Verpackungen fördern die Kreislaufwirtschaft, indem sie recycelbar und wiederverwendbar sind. Dies verlängert den Lebenszyklus von Produkten und reduziert die Menge an Verpackungsmüll.
Wissenschaftliche Perspektiven auf nachhaltige Verpackungsmaterialien
Silphie-Fasern
Silphie-Fasern stammen aus der durchwachsenen Silphie, einer schnell nachwachsenden Pflanze, die in Deutschland auf etwa 10.000 Hektar angebaut wird. Verpackungen, die mit der Silphie-Faser hergestellt werden, bieten mehrere Vorteile:
- Nachhaltigkeit: Ab dem zweiten Jahr benötigt die Silphie keine Pflanzenschutzmittel mehr und fördert gleichzeitig die Bodenbiodiversität. Sie reduziert Bodenerosion und speichert Kohlenstoff im Boden.
- Effizienz: Die Silphie-Pflanze wächst schnell und kann mindestens zehn Jahre genutzt werden. Verpackungen aus Silphie-Fasern sind recycelbar und haben einen geringeren CO₂-Fußabdruck aufgrund des regionalen Anbaus.
Bagasse
Bagasse ist ein Nebenprodukt der Zuckerrohrverarbeitung und besteht hauptsächlich aus Cellulose. Es wird häufig für die Herstellung von Papier und Verpackungen verwendet.
- Nachhaltigkeit: Bagasse folgt dem “Waste-to-Value”-Prinzip, da es ein Abfallprodukt sinnvoll weiterverwertet. Zuckerrohr ist ein schnell nachwachsender Rohstoff.
- Effizienz: Die Verarbeitung von Bagasse zu Papier ist weniger energieintensiv als die von Holzfrischfasern.
Hanf
Hanf ist eine vielseitige Pflanze, deren Fasern für die Herstellung von Papier und Verpackungen verwendet werden können.
- Nachhaltigkeit: Hanf wächst schnell und benötigt weniger Wasser und Pestizide als Holz. Es verbessert die Bodenqualität und fördert die Biodiversität.
- Effizienz: Hanffasern sind stark und langlebig, was sie ideal für robuste Verpackungen macht.
Gras
Grasfasern sind eine weitere umweltfreundliche Alternative zu Holzfrischfasern.
- Nachhaltigkeit: Gras wächst schnell und benötigt wenig Wasser und keine Pestizide. Es kann auf marginalen Böden angebaut werden, die für andere Kulturen ungeeignet sind.
- Effizienz: Die Verarbeitung von Gras zu Papier ist weniger energieintensiv und hat einen geringeren CO₂-Fußabdruck.
Moorgras / Paludi-Biomasse
Moorgras ist eine innovative und experimentelle Faserquelle, die für Verpackungen verwendet werden kann.
- Nachhaltigkeit: Moorgras wächst in feuchten Gebieten und trägt zur Erhaltung von Moorlandschaften bei, die wichtige Kohlenstoffsenker sind.
- Effizienz: Die Nutzung von Moorgras für Verpackungen befindet sich noch in der Entwicklungsphase, bietet jedoch vielversprechende Möglichkeiten für nachhaltige Verpackungslösungen.
Recyclingpapier
Recyclingpapier wird aus Altpapier hergestellt und ist eine weit verbreitete Alternative zu Frischfasern.
- Nachhaltigkeit: Recyclingpapier reduziert den Bedarf an Frischholz und senkt den Energie- und Wasserverbrauch.
- Effizienz: Die Herstellung von Recyclingpapier ist weniger ressourcenintensiv und unterstützt die Kreislaufwirtschaft.
Aktuelle und künftige Gesetzgebungen
Die PPWR
Die europäische Verpackungsverordnung (Packaging and Packaging Waste Regulation, PPWR) wurde am 27. Februar 2023 von der Europäischen Kommission vorgeschlagen und trat am 11. Februar 2025 in Kraft. Diese Verordnung ist Teil des European Green Deals und des neuen EU-Aktionsplans für die Kreislaufwirtschaft. Sie zielt darauf ab, die Menge an Verpackungsmüll zu reduzieren und die Recyclingfähigkeit von Verpackungen zu erhöhen.
Ab 2026 gelten in der Europäischen Union die ersten Vorschriften der PPWR, die bis 2030 schrittweise verschärft werden. Die Verordnung legt verbindliche Wiederverwendungsziele fest und beschränkt bestimmte Arten von Einwegverpackungen. Beispielsweise müssen bis 2040 mindestens 65 % der Materialien in Einwegflaschen aus Kunststoff recycelt werden. Unternehmen, die Lebensmittel zum Mitnehmen anbieten, müssen ihren Kunden die Möglichkeit bieten, ihre eigenen Behältnisse ohne zusätzliche Kosten zu befüllen.
Fazit
Nachhaltige Verpackungsmaterialien sind nicht nur eine Antwort auf die wachsende Umweltkrise, sondern auch eine Möglichkeit, den sich ändernden Verbraucherbedürfnissen gerecht zu werden. Durch die Förderung der Kreislaufwirtschaft und die Einhaltung strenger gesetzlicher Vorschriften können Unternehmen einen bedeutenden Beitrag zum Umweltschutz leisten und gleichzeitig ihre Effizienz steigern.
In der Podcastfolge #66 beleuchten Marcel Petrick vom Start-up Out-Nature mit Prof. Dr. Carsten Kortum (DHBW Heilbronn) wie Handel, Industrie und Politik daran arbeiten, Verpackung neu zu denken.
Zum Podcast: https://handel-dhbw.de/podcast/podcast-65-verpackt-aber-nachhaltig-wege-aus-der-kunststoffkrise-dhbw-heilbronn/
Quellen:
Silphie
Fraunhofer UMSICHT:
Ökobilanz von Silphie-Fasern: Nachhaltige Alternativen zu Holzfrischfasern.
https://www.umsicht.fraunhofer.de
Hanf, Gras, Zellulose
Plattform Ernährungswandel:
Alternative Verpackungsmaterialien – Nischeninnovationen in Europa.
https://www.ernaehrungswandel.org
Recyclingpapier
GVM / ifeu / AGVU:
Der Beitrag kreislauffähiger Verpackungen zum Klimaneutralitätsziel 2045.
Studie im Auftrag mehrerer deutscher Verpackungsverbände, mit Fokus auf Papier, Pappe, Karton und deren Recyclingpotenzial.
https://www.verpackung.org
Paludi-Biomasse (Moorgras)
Greifswald Moor Centrum / Succow Stiftung:
Paludikultur – Nutzung nasser Moore für Klimaschutz und nachhaltige Rohstoffe.
https://www.greifswaldmoor.de
PPWR – EU Packaging and Packaging Waste Regulation
Verpackung.org / GVM / ifeu:
Die Studie berücksichtigt auch die Auswirkungen der geplanten EU-Verpackungsverordnung (PPWR) auf die Recyclingziele und CO₂-Einsparungen.
https://www.verpackung.org