Wie gelingt es Personalentwicklung so zu gestalten, dass sie nicht nur formale Pflicht ist, sondern echte Wirkung entfaltet? Diese Frage stand im Zentrum eines interaktiven Workshops mit Führungskräften und HR-Verantwortlichen. Die Ergebnisse liefern wertvolle Einblicke in den Status quo im Handel, aber auch in konkrete Potenziale und Herausforderungen, die es zukünftig zu adressieren gilt.
Klassische Formate als Basis – doch reicht das?
Im ersten Schritt wurde sichtbar, dass die grundlegenden Bausteine der Personalentwicklung im Unternehmen bereits vorhanden sind. Regelmäßige Mitarbeitergespräche, strukturierte Jahres- und Feedbackgespräche mit Führungskräften, Führungskräfteentwicklungsprogramme sowie der Einsatz digitaler Lernplattformen bilden das Fundament. Auch externe Schulungsangebote und innovative Formate wie das Azubi-Projekt „Modenschau“ oder individuelle Entwicklungsmaßnahmen („Out of the firm“) werden aktiv genutzt.
Diese Maßnahmen zeigen: Es gibt einen soliden Rahmen, auf dem aufgebaut werden kann. Doch gerade in einer sich wandelnden Arbeitswelt mit neuen Anforderungen an Flexibilität, Individualisierung und Eigenverantwortung reicht Standard oft nicht mehr aus.
Wenn Lernen begeistert: Was heute schon gut funktioniert
Besonders positiv hervorgehoben wurden Präsenzformate, die nicht nur Inhalte vermitteln, sondern auch Gemeinschaft stiften. Seminare vor Ort bringen laut Teilnehmenden Freude, ein Gefühl von Zusammenhalt und stärken den Teamgeist. Auch Teamentwicklungsmaßnahmen wirken besonders nachhaltig, wenn sie mit Spaß und Erleben verbunden sind.
Mehrere Teilnehmende betonten zudem, wie wichtig das Gefühl von Wertschätzung durch Personalentwicklungsmaßnahmen ist. Lernformate werden positiv wahrgenommen, wenn sie persönlich relevant sind und nicht als „Pflichtveranstaltung“ daherkommen. Besonders erfolgreich sind dabei kreative und unkonventionelle Methoden wie Theaterworkshops, praxisnahe Rollenübungen oder offene Lernformate unter dem Motto „Out of the box“.
Wo es hakt: Herausforderungen und Hürden
Trotz dieser positiven Ansätze wurde auch deutlich: Es gibt strukturelle und kulturelle Barrieren, die einer wirkungsvollen Personalentwicklung im Weg stehen. Ganz oben auf der Liste steht die Ressourcenfrage – sowohl zeitlich als auch finanziell. Maßnahmen müssen organisiert, moderiert und begleitet werden – das braucht Kapazitäten, die im Alltag oft fehlen.
Zudem mangelt es mancherorts an notwendigem Know-how oder geeigneten Tools, um PE zielgerichtet zu steuern. Auch die Frage nach Zuständigkeiten blieb offen: „Wer kümmert sich eigentlich?“ – ein Satz, der sinnbildlich für das Spannungsfeld zwischen strategischem Anspruch und operativer Realität steht.
Erschwerend kommt hinzu, dass das Commitment der Führungsebene nicht immer eindeutig ist. Wenn PE nicht als Führungsaufgabe verstanden wird, verliert sie an Bedeutung – und an Wirkung. Auch das Verständnis für den Mehrwert und die strategische Bedeutung von Personalentwicklung scheint noch nicht überall gleichermaßen ausgeprägt zu sein.
Impulse für die Zukunft: Was PE jetzt braucht
Die Diskussion zeigte aber auch: Es mangelt nicht an Ideen. Genannt wurden unter anderem Matching-Tools, Push-Systeme für Lernangebote, Skill-Management-Konzepte oder Animationsformate zur besseren Vermittlung von Inhalten. Klar wurde: Es braucht eine stärkere Verzahnung von Struktur, Strategie und Emotion. Denn Lernen entfaltet vor allem dann Wirkung, wenn es motivierend, verständlich und sinnvoll eingebettet ist.
Ein weiterer Wunsch war die gezielte Einbindung von Multiplikator:innen sowie eine strategische Verankerung mit „Weitblick“ – also eine Personalentwicklung, die nicht nur reagiert, sondern gestaltet.
Fazit: Wertschätzung trifft Wirkung
Der Workshop hat deutlich gemacht, dass Personalentwicklung mehr ist als das Abhaken von Schulungspunkten. Wenn sie als Ausdruck von Wertschätzung, als strategischer Hebel und als Raum für persönliche Entfaltung verstanden wird, kann sie echte Veränderung ermöglichen – für Mitarbeitende und Organisation gleichermaßen.
Jetzt gilt es, die vorhandenen Formate weiterzuentwickeln, Verantwortung klar zu definieren und gezielt in wirksame PE-Instrumente zu investieren. Denn: Wer Menschen entwickeln will, muss Strukturen schaffen, die Entwicklung ermöglichen.