Die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in den Arbeitsalltag eröffnet neue Perspektiven und stellt gleichzeitig neue Herausforderungen. Insbesondere Large Language Models (LLMs) wie der im November 2022 veröffentlichte Chatbot Chat GPT haben den Zugang zu generativen KI-Programmen für die breite Öffentlichkeit ermöglicht. Die Harvard Business School hat in einer aktuellen Studie die Auswirkungen des fortschrittlichen KI-Programms GPT-4 auf die Produktivität am Arbeitsplatz untersucht.
Die Studie konzentrierte sich auf 18 komplexe Aufgaben, die reale Arbeitsabläufe von Berater*innen nachbilden. Die 758 teilnehmenden Berater*innen wurden in drei Gruppen eingeteilt: Die erste Gruppe löste Aufgaben ohne KI-Unterstützung, die zweite nutzte das KI-Tool GPT-4, und die dritte Gruppe erhielt zusätzlich Prompt-Materialien zur Unterstützung.
Ergebnisse der Studie:
Die Ergebnisse sind beeindruckend: KI-Nutzer konnten ihre Aufgaben um 12,2% schneller abschließen, die Gesamtdurchführung von Aufgaben wurde um 21,5% beschleunigt, und die Qualität der Ergebnisse stieg um 40% im Vergleich zur Kontrollgruppe ohne KI. Die Gruppe, die sowohl KI als auch das Prompt-Overview nutzte, steigerte ihre Produktivität noch weiter. Die Analyse identifizierte zwei Muster der KI-Nutzung: “Zentauer”, die Lösungen zwischen KI und Mensch aufteilten, und “Cyborgs”, die die gesamte Aufgabenstellung der KI überließen.
Es gibt jedoch eine kritische Note: Bei Aufgaben außerhalb des definierten Rahmens der KI war die Erfolgsrate um 19% geringer. Personen, die die KI-Antwort blind kopierten, ohne sie zu hinterfragen, zeigten eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine negative KI-Performance. Dies wirft die Frage auf, ob KI für risikoreiche Aufgaben geeignet ist. Zudem besteht die Gefahr, dass Menschen aufhören könnten, Aufgaben an Junior-Mitarbeiter zu delegieren, was langfristige Schulungsdefizite schaffen könnte.
Die Studie hebt hervor, dass es bei der Integration von KI in hochwertige Wissensarbeit um mehr geht als nur die einfache Entscheidung für oder gegen KI. Es ist entscheidend, den Fokus auf den spezifischen Wissensworkflow und die damit verbundenen Aufgaben zu legen. Die Einführung von KI erfordert eine umfassende Neubewertung der Zusammenarbeit zwischen Menschen und KI, inklusive der Schaffung neuer Rollen und Anpassungen in der Organisationsstruktur.
Zum Abschluss weist die Studie auf eine bedeutende Herausforderung hin: den geschickten Umgang mit den zunehmenden Fähigkeiten der KI. Die rasante Entwicklung erfordert, dass Fachleute ihre Perspektiven überdenken und Organisationen sich auf eine neue Ära der Zusammenarbeit zwischen Mensch und KI vorbereiten. Ähnlich wie das Internet die Art und Weise, wie wir denken und argumentieren, nachhaltig verändert hat, wird KI voraussichtlich einen vergleichbaren Einfluss auf die menschliche Kognition und Problemlösungskapazität haben. Die Schlussfolgerung der Studie betont, dass KI eine transformative Kraft am Arbeitsplatz darstellen kann, sofern ihre Anwendung verantwortungsbewusst und gezielt erfolgt.
Handlungsempfehlung:
Unternehmen sollten sich aktiv auf die Chancen und Herausforderungen dieser neuen Ära vorbereiten. Die verbesserte Produktivität bei Personen, die auf Prompt-Materialien zugreifen konnten, unterstreicht die Effizienzsteigerung durch die gezielte Bereitstellung von Materialien und Schulungen bei der Nutzung von KI-Programmen. Es ist entscheidend, klare Richtlinien für den Einsatz von KI zu entwickeln, Mitarbeiter zu schulen und die Integration von KI in bestehende Arbeitsprozesse strategisch zu planen.
Unter diesem Link kann die gesamte Studie heruntergeladen werden: