Zu einem guten Frühstück gehören für viele Konsumenten:innen ein Glas Orangensaft oder warmer Kakao und ein Brotaufstrich mit einer Nuss-Nougat-Kakao-Creme. Pro Kopf und Jahr trinken wird 6,8 Liter Orangensaft[1], bisher. Es gibt am Supermarktregal nicht bekannte Preise. An den Warenterminbörsen werden ungeahnte Höhen bei den Preisen erreicht.
Warum gibt es diese Verteuerung? Hauptlieferland für Orangen in die EU ist mit 90% Weltmarktanteil Brasilien. Und hier wird auch für die kommende Ernte 2024/25 mit einem weiteren Rückgang um 25% gerechnet. Und auch die letzte Vergleichsernte ist schon schlecht ausgefallen mit einem 36 Jahrestief. Ab 2020 sind die Ernten durch Klimaveränderungen in den Anbaugebieten vergleichsweise schlecht ausgefallen. Auch kleinere Lieferländer wie USA, Spanien und Mexiko haben rückläufige Mengen zu verzeichnen. Die Nachfrage dagegen bleibt global unverändert hoch. Wie bei Commodities üblich führt dieses Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage zu drastischen Preisausschlägen bis der Markt wieder im Gleichgewicht ist.[3] Die Lagerbestände an Orangensaftkonzentrat sind weit unter den Schnitt der letzten 10 Jahre gefallen.
Wie reagieren die Hersteller und Händler auf diese Marktveränderungen? Bei bestehenden Produkten ist es teilweise kurzfristig zu Lieferengpässen gekommen und der Regal-sowie der Aktionspreis sind nach oben angepasst worden. Wie bei Rohstoffpreissteigerungen leider auch oft üblich ist die Reduzierung der Qualität durch Rezepturveränderungen. Aus Saft wird dann Nektar mit viel Zuckerwasser. Derartiges Verhalten kann das Vertrauen in Marken und deren Image beschädigen. Verbraucherschützer laufen Sturm.[5] Der Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie e.V. (VdF) mit 326 Mitgliedsunternehmen spricht hier von Innovationen und Anpassungsfähigkeit. Minderwertige Produkte sind aber keine Innovation. Innovationen bieten den Kunden:innen einen Mehrwert und nicht einen Minderwert.
Neben den Preiserhöhungen ist strikte Kostendisziplin bei den Herstellern angesagt.[6] Der Handel reagiert bei den Preiserhöhungen auch bei Säften mit temporären Auslistungen, wobei sich die Preisveränderungen ja gut kalkulieren lassen und die ganze Branche betroffen ist.[7] Gemeinsam versuchen Handel und Hersteller durch Aktionen auf Produktalternativen hinzuweisen wie Mischgetränke mit der Nutzung von Preisgegenüberstellungen von ca. 2:1.
Die Kundschaft ist bei Premiumprodukten vorsichtiger geworden und tendiert zu Sonderangeboten mit Bevorratung.[8] Ein ganz normales gelerntes Verhalten aus den vergangenen Inflationsmonaten. 6,8 Liter Orangensaft werden es jetzt nicht mehr sein, es fehlt die Ware. Wir werden also öfter Nektar und Mischgetränke trinken oder heimische Säfte, wobei Apfelsaftschorle für das Frühstück eher wenige geeignet scheint. Übrigens geht die Apfelsaftproduktion in Deutschland mit der niedrigsten Ernte seit 10 Jahren auch zurück .[9]
Und zu guter Letzt schauen wir noch auf die Hauptlieferländer von Kakao in Westafrika, auch hier gab es Missernten und das Angebot ist bei ebenfalls hoher Nachfrage nicht ausreichend. In Ghana wir mit einer um 40% reduzierten Erntemenge gerechnet. Wie bei Orangensaft wird der Markt durch extreme Preissteigerungen ausgeglichen. Zum Jahresbeginn sind die Importpreise um 73,4% gegenüber Vorjahresmonat angestiegen.[10] Was bietet sich hier als Alternative zu Kakaoaufstrichen an? Vielleicht regionale Brotaufstriche wie Marmelade?
Preise sind in einer Marktwirtschaft nach wie vor der beste Indikator für Knappheiten und führen relativ schnell zu einem neuen Marktgleichgewicht. Bei Commodities ohne Möglichkeiten der Differenzierung wird dieses besonders deutlich.
[1] Vgl. https://www.fruchtsaft.de/presse/meldungen/orangensaft-krise-verschaerft-sicht
[2] https://www.finanzen.net/rohstoffe/orangensaftpreis/chart
[3] Vgl. https://www.lebensmittelzeitung.net/industrie/nachrichten/ernteprognose-branchenverband-rechnet-mit-sinkenden-orangensaftmengen-177790; https://www.lebensmittelzeitung.net/industrie/nachrichten/ernteausfaelle-orangensaftkonzentrat-knapp-wie-lange-nicht-172342
[4] https://www.fruchtsaft.de/presse/meldungen/orangensaft-krise-verschaerft-sicht
[5] Vgl. https://www.lebensmittelzeitung.net/industrie/nachrichten/nektar-statt-saft-kritik-an-hersteller-eckes-granini-177599
[6] Vgl. https://www.lebensmittelzeitung.net/industrie/nachrichten/fruchtsaft-valensina-schafft-es-gerade-noch-in-die-schwarzen-zahlen-171229
[7] https://www.lebensmittelzeitung.net/industrie/nachrichten/fruchtsaft-valensina-schafft-es-gerade-noch-in-die-schwarzen-zahlen-171229
[8] Vgl. https://www.lebensmittelzeitung.net/industrie/nachrichten/fruchtsaft-valensina-schafft-es-gerade-noch-in-die-schwarzen-zahlen-171229
[9] https://www.fruchtsaft.de/presse/meldungen/ergebnisse-keltersaison-2023/
[10] Vgl. https://www.lebensmittelzeitung.net/industrie/nachrichten/rohstoffpreise-kakao-importe-verteuern-sich-so-stark-wie-zuletzt-2002-176865