Handels

Was erwarten App-Nutzer:innen wirklich von digitalen Angeboten?

von Prof. Dr. Carsten Kortum
16.06.2025

Bonial-Befragung unter über 1.000 ihrer App-Nutzer:innen zeigt überraschende Insights

Überblick zur Umfrage

Zwischen dem 30. Mai und 7. Juni 2025 führte Bonial in Kooperation mit der DHBW Heilbronn eine In-App-Umfrage unter 1.032 Nutzer:innen der Apps kaufDA und MeinProspekt durch. Ziel war es, die Wahrnehmung und Erwartungen der User gegenüber digitalen Angebotsformaten insbesondere im Hinblick auf Non-Food-Angebote, Personalisierung und Interaktionsmöglichkeiten besser zu verstehen. Alle Fragen der Umfrage sind speziell auf Supermärkte und Discounter bezogen.

Ergebnisse im Detail: Alle Fragen und Antworten

Frage 1:

„Findest du, dass Non-Food eine größere Rolle in digitalen Prospekten spielen sollte?“

  • Ja, definitiv: 32,0 % 
  • Ja, eher schon: 24,2 % 
  • Nein, das reicht: 33,2 % 
  • Nein, das ist schon zu viel: 3,2 % 
  • Weiß nicht: 7,4 % 

👉 Interpretation: Die Meinungen sind geteilt – mit einer leichten Mehrheit zugunsten einer stärkeren Integration von Non-Food-Inhalten in den Prospekten von Supermärkten und Discountern, aber auch spürbarem Widerstand.

Frage 2:

„Inwiefern treffen die folgenden Aussagen auf dich zu?“ (Ich nutze digitale Prospekte von Supermärkten und Discountern…)

  • Ja: 97,9 % – um mich über Angebote zu informieren
  • Ja: 76,9 % – um mich inspirieren zu lassen
  • Ja: 90,8 % – um meine Einkäufe vorzubereiten
  • Ja: 94,0 % – um Geld zu sparen
  • Ja: 74,9 % – um Zeit zu sparen
  • Ja: 45,2 % – aus Gewohnheit/ als Freizeitbeschäftigung

👉 Interpretation: Der Nutzen digitaler Prospekte ist hoch, besonders als Planungs- und Sparinstrument. 

Frage 3:

„Würdest du eine personalisierte Angebotsanzeige begrüßen?“

  • Ja, auf jeden Fall : 27,0%
  • Ja, unter bestimmten Umständen (z. B. Datenschutz): 33,0 %
  • Eher nein: 30,1 %
  • Nein, definitiv nicht: 9,8 %

👉 Interpretation: 60% würde es gefallen, wenn Angebote von Supermärkten und Discountern in Einkaufs-Apps speziell auf eigene Interessen und frühere Einkäufe zugeschnitten wären. Zum Teil wird jedoch eine Personalisierung mit Vorbehalt gesehen. Datenschutzbedenken sind klar präsent. Transparente Kommunikation und Opt-in-Modelle sind hier Pflicht.

Frage 4:

„Wie wichtig ist dir die Möglichkeit zur Interaktion (z. B. Einkaufsliste, Produktinfos)?

  • Sehr wichtig: 34,0%
  • Wichtig: 42,2 %
  • Eher unwichtig: 20,0 %
  • Komplett unwichtig: 4,2 %

👉 Interpretation: Ein relevanter Anteil wünscht sich interaktive Features – eine klare Handlungsaufforderung für Entwickler:innen von Prospekt-Apps.

Frage 5:

„Würdest du Produktvideos oder 3D-Ansichten begrüßen?“

  • Ja, unbedingt: 13,0%
  • Ja, ich denke schon: 28,8 %
  • Nein, eher nicht nötig: 47,7 %
  • Nein, definitiv nicht: 10,7 %

👉 Interpretation: Der visuelle Mehraufwand scheint (noch) keine starke Nutzerbedürfnis zu sein. Die Funktionalität steht über Gimmicks. Die Features müssen einfach zu nutzen sein.

Demografie der Stichprobe

Geschlecht:

  • Weiblich: 52,1%
  • Männlich: 46,3 %
  • Divers: 1,6 %

Alter:

  • 20–29 Jahre: 5,0 %
  • 30–39 Jahre: 11,1 %
  • 40–49 Jahre: 17,0 %
  • 50–59 Jahre: 21,3 %
  • 60–69 Jahre: 22,2 %
  • Über 70 Jahre: 20,9 %

👉 Einschätzung: Die Befragten sind überdurchschnittlich älter – knapp 65 % sind über 50 Jahre alt. Das sollte bei der Bewertung digital-affiner Formate kritisch reflektiert werden, da junge Zielgruppen unterrepräsentiert sind.

Kritische Würdigung der Umfrage

  • Stichprobenzusammensetzung:
    • Es handelt sich nicht um eine repräsentative Umfrage. Jüngere Zielgruppen (unter 40 Jahre) sind deutlich unterrepräsentiert.
    • Die Befragung erfolgte rein digital über die App – Nutzer:innen mit hoher digitaler Affinität sind somit überproportional vertreten.
  • Datenschutzbedenken und Personalisierung:
    • Trotz genereller Offenheit für personalisierte Inhalte zeigen sich klare Grenzen: Ohne aktives Einverständnis und Vertrauen werden diese Funktionen kaum akzeptiert.
  • Starkes Informationsbedürfnis:
    • Die Nutzung digitaler Prospekte ist weit verbreitet und wird intensiv zur Einkaufsplanung verwendet – eine Stärke, die weiter ausgebaut werden kann.
  • Visuelle Features eher zweitrangig:
    • Aufwändige 3D- oder Videoinhalte werden mehrheitlich (noch) nicht gewünscht. Nutzer:innen erwarten vor allem Klarheit, Übersicht und Funktionalität.

Handlungsempfehlungen für die digitale Angebotskommunikation

  1. Kernfunktionen priorisieren:
    • Planungstools, Einkaufslisten, Favoritenfunktionen und Filter sind wichtiger als visuelle Spielereien.
  2. Personalisierung nur mit klarer Kommunikation:
    • Datenschutz-Transparenz, einfache Opt-ins und Nutzenkommunikation sind Grundvoraussetzung.
  3. Non-Food als gezielter Content-Baustein:
    • Obwohl die Meinung geteilt ist, sucht fast jede:r Zweite aktiv nach Non-Food-Angeboten. Inhalte hier können zielgerichtet segmentiert ausgespielt werden.
  4. Mehrwert statt Overload:
    • Interaktive Inhalte ja – aber nur dort, wo sie echten Nutzen stiften. Reine Aufmerksamkeitseffekte ohne Informationswert führen zu Ablehnung.
  5. Senior Digital Natives nicht vergessen:
    • Der Anteil älterer digitalaffiner Nutzer:innen ist hoch – einfache Bedienbarkeit, gut lesbare Darstellung und vertrauensvolle Ansprache sind entscheidend.

„Unsere Umfrage unter der kaufDA- und MeinProspekt-Nutzerschaft macht klar: Digitale Prospekte sollen heute mehr sein als reine Angebotskanäle. Gefragt sind personalisierte Inhalte, interaktive Funktionen – und konkrete Alltagshilfe. Als führende Plattformen für Angebotskommunikation sehen wir bei Bonial die Chance, diese Bedürfnisse mit smarten Funktionen wie der neuen smarten Einkaufsliste zu erfüllen – und so den Handel noch näher an die Konsument:innen zu bringen. – Sebastian Kerkhoff, Senior Vice President bei Bonial

Die neusten Studien

Band21 Shadow

Band 21

Kriterien der Einkaufsstättenwahl in der DIY-Branche. Eine empirische Untersuchung zum Konsumentenverhalten in der Baumarktbranche.

Maximilian Timm, Carsten Kortum

Oktober 2023

Band20 Shadow

Band 20

Kundenreaktion auf Out-of-Stock von Food- und Nonfood- Aktionsartikeln bei verschiedenen Betriebstypen im Lebensmitteleinzelhandel

Marcel Gimmy, Prof. Dr. Carsten Kortum

Mai 2023

Titel Band 19 Homepage Neu

Band 19

Klimaneutralität im deutschen LEH
Diskussionsbeitrag auf Basis von acht Experteninterviews

Alesia Kehl, Stephan Rüschen

November 2022

Die neusten Whitepaper

Nr. 57
Attitude-Behavior-Gap im LEH – eine empirische Analyse und Handlungsempfehlungen (Entwicklung 2021 bis 2025)
Carsten Kortum, Stephan Rüschen
Oktober 2025
Nr. 56
Determinanten der Akzeptanz und Nutzung intelligenter Einkaufswägen im stationären Einzelhandel 
Carsten Demming, Carsten Kortum
Oktober 2025
Nr. 55
Smart Store 24/7 – 22 Interviews mit den Referent:innen der Retail Innovation Days am 15./16.07.2025 an der DHBW Heilbronn
Stephan Rüschen, Andrea Nitsche
Oktober 2025

Die neusten Blogbeiträge

Preissetzung von Tankstellen: Staatliche Regulierungsversuche und Auswirkungen auf den Lebensmittelhandel

von Prof. Dr. Oliver Letzgus

Soziale Medien als Konsummotor: Chancen, Risiken und Dynamiken viraler Trends

von Prof. Dr. Carsten Kortum

Was der Wirtschaftsnobelpreis 2025 dem Handel lehrt

von Prof. Dr. Carsten Kortum

SHEGLAM bei dm

von Prof. Dr. Carsten Kortum

Das ultimative Zahlungsmittel

von Prof. Dr. Oliver Letzgus