Anlässlich der BioFach (Februar 2024) in Nürnberg wurden die Zahlen für den Bio-Markt 2023 veröffentlicht.
‚Mehr Umsatz mit Bio-Lebensmitteln‘ (LP 13.02.2024)
‚Bio-Fachhandel stabilisiert sich‘ (LZ 12.02.2024)
‚Schwieriges Jahr für Bio-Fachhandel‘ (Agrarzeitung 12.02.2024)
‚Bio im Fachhandel 2023: stabil und mit guten Aussichten‘ (BNN 12.02.2024)
Ein Blick auf die (verschiedenen) Zahlen lohnt sich:
Der Umsatz mit Bio-Lebensmittel ist in 2023 um +5,0% gestiegen (Quelle: BÖLW 2024), nach einem Umsatzminus von -3,5% z. VJ (2022). Lt. GfK betrug der Anstieg in 2023 +4,0%. Es handelt sich dabei um ein inflationsbedingtes Wachstum. Die Mengenentwicklung stagniert.
Der Bio-Anteil ist lt. BÖLW leicht von 6,3% (2022) auf 6,2% (2023) gesunken. 2021 betrug der Bio-Anteil noch 6,8%. Die GfK berichtet eine ähnliche Entwicklung 6,7% (2023), 6,8% (2022) und 7,3% (2021).
Der Biofachhandels-Anteil sinkt lt. BÖLW auf 32,7% in 2023 (33,4% in 2022 und 37,8% in 2021). Wobei der Naturkostfachhandel (v.a. Bio-Supermärkte und Bio-Läden) +0,9% Marktanteil verliert, aber die Sonstigen (v.a. Metzger und Bäcker) +0,2% Marktanteil gewinnen.
Die Umsatzentwicklung im Naturkostfachhandel ist mit +0,2% insofern erfreulich, da dieser Teil der Branche im 1. Quartal mit -8,0% z.VJ in das Jahr 2023 startete und somit das große Umsatzdelta im Laufe des Jahres aufholen konnte.
Insgesamt ist im Naturkostfachhandel jedoch seit 2020 tendenziell ein Umsatzrückgang von 4,37 Mrd. € auf 3,83 Mrd. € zu beobachten. Der Verkauf von Basic an Tegut wird dazu führen, dass der Bio-Fachhandel in 2024 ca. weitere 125 Mio. € an den klassischen LEH verlieren wird.
Lt. GfK verliert der Fachhandel sogar -1,9% Marktanteil von 27,7% auf 25,8% (in 2021 waren es noch 32,9%). Die Gewinner sind die Discounter (+1,3%) und Drogeriemärkte (+0,7%).
Der klassische LEH konnte in den beiden Ukraine-Krisenjahren mit seinen günstigen Handelsmarken die preissensiblen Kunden von den Fachhandelskanälen tlw. in die Läden ziehen. Der Handelsmarkenanteil beträgt im Bio-Segment beträgt lt. GfK ca. 60% und liegt damit deutlich höher als bei konventionellen Lebensmitteln (<50%).
Ist das Glas halb voll oder halb leer? Eine gute Frage…auf alle Fälle bleibt die Situation für den Bio-Fachhandel herausfordernd. Wahrscheinlich müssen neue Wege gegangen werden, um den seit Jahren anhaltenden Marktanteilsverlust zu stoppen.
Für alle Marktteilnehmer bleibt die Herausforderung, das Ziel ‚30% Bio bis 2030‘ zu erreichen. Die letzten beiden Jahre haben uns alle zurückgeworfen. Auch wenn das Ziel nach Ansicht vieler zur Utopie geworden ist, bleibt es erstrebenswert, möglichst nah heranzukommen. Eigentlich ist es nicht wichtig, über welche Distributionskanäle Wachstum erreicht wird. Der Bio-Fachhandel sollte aber ein fester Bestandteil bleiben. Er muss sich aber wahrscheinlich neu erfinden, um nicht zum Dinosaurier zu werden.
Weitere Analysen und strategische Optionen für den Bio-Fachhandel finden sich im Whitepaper #27 der DHBW Heilbronn: ‚Zeitenwende im Bio-Fachhandel‘ von Prof. Dr. Stephan Rüschen und Julia Schumacher, 53 Seiten/39 Abbildungen, November 2023 -> Kostenloser Download https://handel-dhbw.de/schriftenreihe/whitepaper/zeitenwende-im-bio-fachhandel/